Zum ersten Mal nach den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen kamen die Trauergesprächskreisleiterinnen des Apostelbereichs am Samstagvormittag, 2. Juli 2022 in Wiesloch-Frauenweiler zusammen. Angelika Brenner-Pesser hatte zum Frühstück auf ihre Terrasse eingeladen.
Gleich nach der Begrüßung begann reger Gedanken- und Erfahrungsaustausch über Erfahrungen und Veränderungen während der Pandemie. Neben den sechs Trauergesprächskreisleiterinnen der Trauergesprächskreise in den Kirchenbezirken Calw, Heidelberg-Mannheim und Söllingen war auch Ingrid Nüssle, Koordinatorin der Trauergesprächskreise der Gebietskirche Süddeutschland gekommen.
Mit einem innigen Gebet eröffnete Angelika Brenner-Pesser die Runde. Am reich gedeckten Frühstückstisch beschrieb Ingrid Nüssle, wie dem Trauernden wertungsfreie Wertschätzung entgegengebracht werden kann, indem das erfahrene Leid gewürdigt und dafür Verständnis aufgebracht werde. So fühle sich der Trauernde begleitet und entwickle selbst die Fähigkeit, auf andere Gedanken zu kommen. An anonymen Beispielen erläuterte sie das Vorgehen und räumte auch mit dem gängigen Klischee des „Starkseins“ auf. Die Trauerbegleiterinnen ließen sich beraten, wie mit Mehrfachverlusten umgegangen werden könne und wann der Gang zu einer örtlichen psychologischen Beratungsstelle empfehlenswert sei. Nüssle erklärte, dass erfahrungsgemäß 60 % aller Trauernden alleine zurechtkämen, rund 30 % Unterstützung und Stabilisierung in einem Trauergesprächskreis annehmen und 10 % tatsächlich professionelle Hilfe benötigen.
Von den Vorzügen des neuen Standortes mit der Kirche Wiesloch berichteten Angelika Brenner-Pesser und Carmen Paul vom Trauergesprächskreis Heidelberg-Mannheim. Carmen Paul hatte beim letzten Treffen die Stationen des Karlsruher Lebensweges nachgebaut und mit den Teilnehmern besprochen. Schließlich konnte jeder selbst einen Stein an die Stelle legen, an der er sich gerade sehe.
Einen Extrakt des zweitägigen Treffens der Trauergesprächskreisleiterinnen und –leiter der Gebietskirche in Pfrondorf übermittelte Ingrid Nüssle. An einem Abend sollte in Gruppen gemeinsam ein Bild zum Thema „Nähe und Distanz“ gemalt werden ohne dabei miteinander zu sprechen. Danach sollten nicht beteiligte Teilnehmer interpretieren, was jedes Mal schief ging, bis die Maler selbst erläuterten. Das Fazit lautete, mit Interpretationen vorsichtig sein, zuhören, einfühlen und beobachten. Trauernde seien oft zerrissen, hören und fühlen anders. So habe kürzlich eine Trauernde auf die Frage nach dem persönlichen Wohlergehen kurz und knapp geantwortet: „Mein Mann ist immer noch tot.“
Gut gestärkt und um viele Eindrücke und Impulse reicher machten sich die Teilnehmerinnen am frühen Nachmittag wieder auf den Heimweg.