Mitten in der Woche einen Gottesdienst mit dem Bischof erleben, - das konnten die Glaubensge-schwister am 22. Februar in Friedrichstal. Dieser Gottesdienst am Abend bot – wie jeder andere auch – den Teilnehmenden die Möglichkeit, für eine kurze Zeitspanne vom Alltag abzuschalten und im Haus Gottes durch äußere Stille innere Ruhe zu finden. Eigentlich eine wichtige Voraussetzung, um für das Wort Gottes, welches durch die Predigt vermittelt wird, empfänglich zu sein.
Das Fundament des Predigtvortrages von Bischof Vester bildete der Psalm 5,3: „Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will zu dir beten.“
Bischof Vester wies auf den Inhalt des fünften Psalms hin, dem man entnehmen könne, dass David gute Erfahrungen mit seinem Gott und dessen Hilfe gemacht habe. Für David sei Gott auch König, Herrscher und Allmächtiger zugleich gewesen. Das bedeute doch, der Gläubige lasse zu, dass Gott sein Leben bestimmen und in es eingreifen dürfe. Bestimmt werde das Leben der Christen durch die Vorgabe der zehn Gebote, vor allem aber durch das Doppelgebot der Liebe: Gott und den Nächsten zu lieben.
Auf das Schreien Davids bezugnehmend merkte der Bischof an, dass der Mensch im Alltagsleben wohl immer dann schreie, wenn er gehört werden oder überzeugen wolle. Aber auch, wenn er sich ärgere.
Zu Gott schreie der Mensch aber erst, wenn er in seinem Leben an Grenzen stoße, wo ihm niemand und nichts mehr helfen könnten. Eine unheilbare Krankheit, der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes oder gar der Tod eines lieben Menschen würden eine solche Grenze darstellen. Manchmal stoße der gläubige Christ auch an die Grenzen seines Glaubens. Das geschehe in Situationen, in denen man nicht mehr in der Lage sei, Gott und seine Gedanken zu verstehen. Da helfe wirklich nur noch das Gebet, das Schreien zu Gott „Herr, hilf mir zu glauben! … Hilf mir, dich zu verstehen! ... Hilf mir zu vollenden!“; oder auch nur das kurze, vertrauliche Rufen „Abba, lieber Vater!“ aus dem Römerbrief 8,15.
Von großer Bedeutung sei das Vertrauen, das der Glaubende zu Gott aufbaue, betonte der Bischof. Ohne dieses bedingungslose Vertrauen in Gott seien dessen Hilfe und Eingreifen nicht möglich. Dazu würden ganz besonders auch die Lobpreisung und Anbetung, sowie das Danken in Gebet und Bitte gehören. „Danken wollen wir nicht nur für das Vergangene, sondern auch für das Vor-uns-liegende!“ regte er an und hob hervor, dass Dank der Schlüssel zum Herzen des Gebers sei.
In seinem Predigtbeitrag nahm Bezirksältester Heinz Metz, Leiter des Kirchenbezirks Bruchsal, die Bedeutung des Schreiens nochmals auf und erklärte, dass Schreien befreit. Er wisse von Menschen, die ihre Probleme immer wieder erzählen würden, um sie so zu verarbeiten. Er kenne aber auch Menschen, für die es eine Belastung darstelle, über ihr Leid zu reden. In beiden Fällen gebe es eine Lösung, nämlich mit Gott – ohne Umschweife – ganz persönlich und direkt zu sprechen. Das mache die Seele frei. Dann sei man auch wieder in der Lage zu bitten: „Herr, hilf mir, mit Freuden in dein Haus zu kommen!“
Mit der Sündenvergebung und der Teilnahme am Sakrament des Heiligen Abendmahls hatte der Gottesdienst seinen Höhepunkt erreicht. Das Schlussgebet und der damit verbundene Schluss-
segen beendeten den Gottesdienst.
Während sich die Glaubensgeschwister vom Bischof und dem Bezirksältesten am Altar verabschie-
den konnten, sang der Gemeindechor „…bis wir uns wiedersehn, halte Gott dich fest in seiner
Hand…“ Für gläubige Menschen ein schöner Abschiedsgruß!